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Rennbericht Ironman Frankfurt 2012

Über 8 Monate hartes Training liegen hinter mir und am Sonntag, den 8 Juli wurde es ernst, Stichtag: Ironman Frankfurt, das bisherige Highlight meines Sportlerlebens!
Am Vortag schon war ganz Frankfurt im Ausnahmezustand, Triathleten bevölkerten die komplette Innenstadt, die Stimmung war super!
Nach Abholen der Startunterlagen am Römerberg und längerer Parkplatzsuche rüstete ich meine Triathlonmaschine zum Bike-Check-in am Langener Waldsee. Dorthin gelangte ich mit dem Shuttle-Bus. Nicht allein, sondern mit vielen anderen Athleten aus aller Herren Länder.
Deutsch wurde so gut wie gar nicht gesprochen, Englisch tonangebend. Im Bus lernte ich Petra aus Koblenz kennen, die seit 12 Jahren in den USA lebt. Eine nette Frau mit 6 gefinishten Ironman-Rennen. Sie gab mir später auf der Rückfahrt im Bus noch einige hilfreiche Tipps fürs Rennen (vielen Dank, es hat geholfen!).
Am Langener Waldsee angekommen bot sich für mich ein beeindruckendes Bild. Die gelben Bojen auf dem Wasser reichten gefühlte Kilometer bis ans andere Ufer. Da sollte ich morgen wirklich mit über 2500 anderen Triathleten lang schwimmen???
Am Eingang der Wechselzone wurden mein Rad und Helm ausführlich durchgecheckt, bevor ich diese endlich betreten durfte. An meinem Wechselplatz hängte ich meinen fahrbaren Untersatz in den Ständer, deckte ihn sorgsam gegen Wind und Wetter mit der Plastikplane ab und verstaute noch Radschuhe, sowie Helm.
Beim Verlassen der Wechselzone wurde mir mein Timing-Chip ausgehändigt, dann ging’s per Bus zurück nach Frankfurt.
Ich bummelte etwas über die dortige Triathlon-Messe, machte letzte Einkäufe und wenig später traf mein Kumpel Timo mit seiner Freundin ein. Das war mir ganz recht, denn die Aufregung stieg langsam… Bei einem Italiener aßen wir zu Abend- wie es sich gehört, ordentlich Nudeln.
Dann ging’s auch schon Richtung Hotel, das außerhalb von Frankfurt lag.
An Schlafen war noch nicht zu denken, deshalb saßen wir noch etwas auf der Terasse und tranken etwas. Kurzzeitig stellte sich Panik ein, denn ich fand meinen Zeitnahmechip nicht mehr. Ich war verzweifelt und schrieb die Teilnahme am Rennen ab. Nach gut Zureden von meinen Freunden vor Ort und daheim, legte sich die Aufregung. Gegen 22:30 Uhr lag ich im schließlich Bett, fand aber keinen Schlaf. Der muss sich erst gegen 23:15 Uhr eingestellt haben.

Der Wecker war auf 4 Uhr gestellt, tatsächlich wachte ich bereits um 3 Uhr auf. Schlafen konnte ich sowieso nicht mehr, also kochte ich Tee, kramte meine von daheim mitgemachten Brötchen hervor und würgte sie mit Nutella runter. Ich musste mich richtig überwinden zu essen, die Aufregung vor dem Wettkampf war einfach zu groß.
Um Punkt 4 standen meine beiden Begleiter vor der Tür- mit selbstdesignten Supporter T-Shirts, der absolute Hit! Dann ging es per Auto Richtung Langener Waldsee. Hier war schon mächtig Trubel, innerhalb der Wechselzone und außerhalb bei den Zuschauern. Nachdem ich mir meinen neuen Timing-Chip abholte, richtete ich mich am Wechselplatz häuslich ein und pumpte nochmals die Reifen vom Rad auf. Gerade als ich die Radschuhe platzierte, flog mir aus einem Schuh mein urprüngliches Chipband entgegen. Na toll, die ganze Hektik im Vorfeld umsonst!
Aus jedem Eck der Wechselzone ertönte ein Knall. Fazit: Reifenplatzer! Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, die Jungs und Mädels taten mir leid.

Vor dem Start schossen meine Freunde und ich noch ein paar Erinnerungsbilder, bevor ich den Neoprenanzug anzog.
Dann wurde es Zeit Abschied zu nehmen. Gemeinsam mit dem ganzen Pulk von Athleten machte ich mich auf zum Schwimmstart.
Davor musste ich mir jedoch nochmals eine neue Badekappe organisieren. Meine lag nämlich in Timo’s Rucksack…
Am Start ertönte aus den Lautsprechern die Nationalhymne, ein ergreifendes Gefühl! Dann wurden auch schon die Profis zu Scooter’s “Fire” auf die 3,8 km lange Reise geschickt. Ich schluckte noch ein Energie-Gel und lief den steilen Sandhügel zum Ufer hinunter. Noch etwas Einschwimmen musste sein, bevor um Punkt 7 Uhr die Startpistole knallte.

Die Meute schwamm los, es muss ein beeindruckendes Bild aus dem Helikopter gewesen sein, der über dem See kreiste. Ich kassierte Tritte von links und rechts und war froh, als sich das Feld endlich etwas auseinander zog.
Ich ärgerte mich etwas, dass ich mich beim Start nicht weiter vorne aufgestellt habe. Denn so musste ich mühsam langsamere Schwimmer überholen. Beim Umrunden der Bojen lief es teilweise hektisch und es wurde dementsprechend gedrückt.
Nach Runde 1 folgte ein kurzer Landgang, bevor es auf die zweite Runde ging- diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Ich fühlte mich sehr gut und war gerüstet für das, was noch kommen sollte.
Nach 3,8 km bzw. 1:09 h hatte ich wieder festen Boden über den Füßen. Unter dem Jubel der vielen Zuschauer und meines persönlichen Fanclubs erklomm ich den steilen Sandberg, der in die Wechselzone führte. Inzwischen wurde es von oben ordentlich nass…
Die ersten Kilometer auf der abgesperrten Bundesstraße Richtung Frankfurt fuhr ich etwas lockerer, um den Puls etwas herunterzufahren.
Anschließend erhöhte ich das Tempo dann deutlich. Trotzdem behielt ich strikt den Pulsmesser am Garmin im Auge.
Das einzige Problem war der inzwischen stärker gewordene Regen. Viele Stürze waren das Resultat.
Bis kurz vor Kilometer 90 keine Sorgen dann folgte ein Knall und das Hinterrad eierte… Bei absolut schlechter Sicht fuhr ich in ein Schlagloch in Frankfurt’s City. Ich fluchte, fuhr rechts ran unter ein Vordach und kramte die Reifenheber aus der Satteltasche. Den alten Schlauch warf ich zur Seite und legte einen neuen in die Felge. Beim Aufziehen des Reifens saß dieser jedoch nicht korrekt und ich zog alles nochmals ab. Inzwischen waren nette Schweizer Zuschauer an meiner Seite, die mir (wenn auch verbotenerweise) kurz halfen und gut zuredeten. Ich war nervlich total am Ende und zitterte vor Kälte. Ich schnappte meine CO2-Pumpe und in Sekundenschnelle war der Reifen aufgepumpt- und ich hatte Brandblasen an den Fingern von der eiskalten Kartusche. Nachdem ich die Pumpe wieder an der Halterung an der Sattelstütze anbrachte und festzurrte verabschiedete sich noch der Verschluss des Klettbands. Nach so viel Pech verstaute ich das Teil in der Satteltasche, bedankte mich nochmals und setzte die Fahrt fort.
Meine Motivation war absolut im Keller, ich fühlte mich wie ein Versager! Die angepeilte Endzeit von unter 11 Stunden rückte in ganz weite Ferne. Am liebsten hätte ich das Rad einfach weggeworfen und wäre heimgefahren. Das verwarf ich dann allerdings und wollte wenigstens ordentlich finishen, wozu habe ich mich 8 Monate im Training gequält!???

Zu Beginn der 2. Radrunde stürzte ein Athlet beim Überqueren von Bahnlinien. Ich hielt kurz an, half ihm und setzte meine Fahrt fort. Wenig später plauderte ich kurz mit einer Athletin, die meinen Blog verfolgte.
Das Wetter hatte sich inzwischen geändert, die Sonne scheinte endlich. An den Verpflegungsstationen krallte ich mir, was ich kriegen konnte und verstaute es in der Tasche meines Oberteils. In die Aerobottle am Lenker füllte ich das gereichte Iso-Getränk, eine Wasserflasche zur Reserve steckte im Rahmendreieck. Zusätzlich warf ich mir alle 45 min. eine Salztablette ein.
Zu meinem platten Reifen gesellten sich noch 2 Abwürfe der Kette. Einer davon am “Heartbreak Hill”. Das kostete natürlich auch wieder wertvolle Zeit. Ich nahm es trotzdem mit Humor, auch weil der Moderator der aufgebauten Showbühne und die vielen Zuschauer am Anstieg mich nochmals anfeuerten.
Ich war froh, als ich nach 5:57 h endlich in der Wechselzone ankam. Eigentlich wollte ich max. 5:10 h auf dem Rad verbringen…
Viele unfreiwillige Pausen auf dem Dixi, was mir noch nie passiert ist, trugen ebenfalls zur schlechten Radzeit bei…

Der Wechsel vom Rad zum Laufen, dem ersten Marathon meines Lebens, lief super. Das gesamte Mainufer war voller Zuschauer, die jeden Triathleten frenetisch anfeuerten. Auch mein Fanclub wurde laut, wann immer ich ihn passierte. Irgendwann stach mir ein Zuschauer besonders ins Auge- es war Faris Al-Sultan, der Sieger des Ironman Hawaii 2005 und in Klagenfurt, eine Woche zuvor. Ich schrie zu ihm hinüber, er solle doch bitte mit mir tauschen. Das Publikum johlte 🙂 Faris gab lachend zur Antwort, ich sollte weiterlaufen, ich sähe noch fit und gut aus. Klasse, der Typ! 🙂
Die Splits in Runde 2 und 3 waren dann schon langsamer. In Runde 4 war ich dann froh, dass Tina mich nochmals ordentlich anfeuerte- vielen Dank dafür! 🙂 Es wurde langsam hart. Dem berühmt berüchtigten “Mann mit dem Hammer” begegnete ich zwar nicht, aber die Beine machten langsam zu. Während des Laufens musste ich oft das Dixi aufsuchen und mein Magen fuhr auch langsam Achterbahn vor lauter Gels, Riegel und Iso-Getränken. Der Geruch von Fleisch und Würsten stieg öfters in meine Nase. Runterbekommen hätte ich davon nichts 😉
Nach 4:45 h für den Marathon war die Quälerei dann vorbei. Ich lief am Römerberg ein und es war wirklich überwältigend. Rechts und links Abspergitter, hinter denen sich die Zuschauer drängten. Mit ausgebreiteten Armen lief ich langsam daran vorbei und klatschte ab, der absolute Wahnsinn. Jede Sekunde davon wollte ich in Ruhe genießen. Die Tribünen kurz vor dem Zielbogen machte ebenfalls ordentlich Lärm und nach 12:01:09 Stunden blieb die Zeit stehen. Ich bekam meine Medaille umgehängt, ein Handtuch und irrte etwas planlos durch den Zielbereich. Alle Last war plötzlich abgefallen und eine unbekannte Leere stellte sich ein. “Mission accomplished”, Ziel erreicht… Was kommt nun? …
Meine Leute versammelten sich schon draußen vor dem Athlete’s Garden und nahmen mich nach Duschen und Entspannen in Empfang.

Damit wäre das größte Projekt meines Sportlerlebens abgeschlossen. Mit der Zeit bin ich ganz und gar nicht zufrieden, es wäre unter anderen Umständen deutlich mehr drin gewesen. Aber ich komme wieder und nächstes Mal bin für alles gewappnet- ok, für das schlechte Wetter konnte ich nichts 😉 Kommendes Jahr möchte ich mich auf der Mitteldistanz gerne weiter verbessern, vorallem im Laufen. Und dann… schau mer mal! Es war definitiv nicht mein letzter Ironman!

Vielen vielen Dank allen Bloglesern und Unterstützern (Timo, merci für die vielen Bilder)! Mein Handy bimmelte ab dem Zielbogen ständig, die ganzen Nachrichten, die ich bekommen hab… Ihr seid super!

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